Im Kuppelsaal sind die Klebes verewigt
Bornum / Tischlerei besteht seit 100 Jahren
„Wir haben schon immer das gemacht, was andere nicht machten“, sagt Ralf Klebe und lacht. „Wir“ – das sind vier Generationen einer hannoverschen Tischlerei, deren Handschrift im gesamten Stadtgebiet zu finden ist. Die „Fritz Klebe Holzwerkstätten“ aus Bornum feiern am 30. Mai ihren 100. Geburtstag. Die Zeit der Bautischlerei ist zwar vorbei, und auch der Messebau des Großvaters ist hier längst kein Thema mehr. Der „vierte Klebe“ hat sich dem Innenausbau verschrieben – führt aber mit den „Klebe-Sonderanfertigungen“ die Tradition von Vater, Großvater und Urgroßvater fort.
Auf den hannoverschen Märkten der Jahrhundertwende trugen etliche der mobilen Verkaufsstände die Signatur Karl Klebes. Mit dem Bau und Verleih der Marktstände war der Firmengründer einer der Vorläufer des künftigen Messebaus. Gerade mal 19 Jahre alt, übernahm Fritz Klebe als Ältester von insgesamt neun Geschwistern nach dem Tod seines Vaters die Werkstatt. […] verschiedene Standorte des Betriebs wurden zerbombt, vorübergehend sägte und schraubte der Großvater Klebe auch in den Kellerräumen des Frederikenstiftes. Arbeit gab es im zerstörten Nachkriegs-Hannover genug. Fritz Klebe erneuerte Fenster und Türen beschädigter Häuser und baute 1952 schließlich eine eigene Werkstatt in Bornum, am heutigen Tönniesberg.
„Über ein Jahr haben wir ausschließlich im Kuppelsaal gearbeitet.“ Reinhold Wolff gehört seit 42 Jahren zum Familienbetrieb, gelernt hat er bei Großvater Fritz. Die ovalen Fenster in der Kuppel der Stadthalle, „an die wollte sonst niemand ran“ – Fritz Klebe und seine Mitarbeiter erneuerten in monatelanger Arbeit nicht nur die Fenster, sondern auch die Türen des Festsaals. Großaufträge gab es auch in Linden. Spuren Klebescher Tischlerkünste finden sich an alten Hanomaggebäuden und dem Lindener Rathaus. „Mein Großvater war sehr gesellig, den Vorsitz im Schützenverein verband er ausgezeichnet mit seinen Geschäftsinteressen“, erzählt Ralf Klebe, der die Werkstatt vor sechs Jahren übernahm.
Selbst Maschinen gehören zur Familiengeschichte der Klebes. Die Bandsäge aus den fünfziger Jahren, an der Großvater Klebe seinen Daumen verlor, ist immer noch in Gebrauch, dasselbe gilt für die alte Hobelmaschine. Dass der älteste Sohn nicht nur den Namen des Vaters, sondern Mitte der siebziger Jahre auch die Werkstatt bekam, gehörte zur Tradition. Erst in der vierten Generation fiel der „Erstgeborene“ aus dem Rahmen und wurde Architekt.
Für den jüngeren Bruder Ralf war die Übernahme des Betriebes keine Frage, mit dem Innenausbau setzt der Urenkel des Firmengründers allerdings einen eigenen Schwerpunkt. Unter dem Trend der Zeit entsprechend gehört zu den Ideen des 38jährigen Firmenchefs auch ein Solarprojekt fürs Werkstattdach.
Hannoversche Allgemeine Zeitung, 27. Mai 1999 – sim