Hand in Hand gehts leichter
Hannover ist ein starker Wirtschaftsstandort, in der Region gibt es tolle Produkte und starke Leistungen zu entdecken. „Team 2010“ heißt die große Serie aus der Arbeitswelt – Neue Presse und Hannoverimpuls stellen Menschen vor, die ihren Job mit Herz und Leidenschaft machen. Wir suchen besonders innovative, ökologische oder soziale Firmen oder Arbeitsgruppen. Folge 23: Die Hand-in-Hand-Werker machen es Bauherren in Hannover leicht.
Firmenverbund: „Ein Ansprechpartner, eine Rechnung“ von Christian Bohnenkamp
Der Fliesenleger will rein in die Wohnung, obwohl die Maler noch längst nicht fertig sind. Der Tischler braucht für seine Stichsäge eine Steckdose, aber die hat der Elektriker noch gar nicht eingebaut: Nicht immer läuft es auf den Baustellen rund – und oft führt das zu Kostensteigerungen und Zeitverzögerungen. Wer sich diesen Ärger ersparen möchte, ist bei den Hand-in-Hand-Werkern an der richtigen Adresse – der Bereich Wirtschaftsförderung der Stadt Hannover hat den Firmenverbund für „Team 2010“ empfohlen. Das Konzept? „Ein Ansprechpartner. Eine Rechnung. Welche Handwerker wann welche Arbeit auf einer Baustelle verrichten, das klären wir selbst untereinander“, erklärt Ralf Klebe, Geschäftsführer der Hand-in-Hand-Werker. Mit seiner Tischlerei ist der 49-jährige seit der Gründung dabei.
Das Ziel: Den Stress, den die Kunden mit ihrer Baustelle haben, so gering wie möglich zu halten. „Wir schaffen es eigentlich so gut wie immer, den vereinbarten Termin zu halten. Wenn mal bei einem der beteiligten Handwerker Probleme auftauchen, dann müssen die anderen eben ein bisschen schneller arbeiten“, sagt Klebe. Am Ende zähle schließlich nur, dass der Kunde pünktlich gute Arbeit geliefert bekomme.
Die Unternehmen haben sich einen strengen, internen Verhaltenskodex auferlegt. Darin wird zum Beispiel geregelt, wie die Mitarbeiter der beteiligten Firmen Kunden gegenüber auftreten müssen und dass jede Baustelle sauber zu verlassen ist. Wer öfter dagegen verstößt, muss mit einem Ausschluss aus dem Verbund rechnen. Aber: „Wir sind ein eingespieltes Team und vertrauen einander“, sagt Klebe. Wichtig sei auch, dass man den anderen Firmen den Erfolg gönne. „Es gibt immer mal wieder Phasen, in denen der eine mehr von dem ganzen Projekt profitiert als der andere. Im Laufe der Zeit gleicht es sich aber aus. Wir profitieren definitiv alle davon“, versichert der Tischlermeister.
Die enge Zusammenarbeit bringt Disziplin. „Natürlich schauen wir uns gegenseitig auf die Finger. Aber das ist gut so. Schließlich führt es dazu, dass jeder noch ein bisschen sauberer und sorgfältiger arbeiten muss“, sagt Werner Lanz (61), Inhaber von Fliesen-Vollmer und ebenfalls Hand-in-Hand-Werker der ersten Stunde. „Fehler fallen auf uns alle zurück. Wenn einer keine gute Qualität anbietet, leiden am Ende alle darunter“, sagt Klebe.
Etwa 20 Handwerksbetriebe machen mit bei dem Projekt. Vom Maler über den Dachdecker bis hin zum Sanitärbauer ist alles vertreten. Den harten Kern bilden dabei sechs Unternehmen, die schon seit vielen Jahren erfolgreich zusammenarbeiten. „Die Absprachen klappen hervorragend. Man kennt sich und weiß mittlerweile genau, wie die anderen arbeiten. Viele Schwierigkeiten, die es auf anderen Baustellen gibt, fallen dadurch weg“, sagt Maler Michael Elsholtz, der schon seit 23 Jahren für den Malerbetrieb Grieß arbeitet.
Auch der Nachwuchs ist überzeugt vom Konzept der Hand-in-Hand-Werker. „Ich glaube, dass der Kunde sehr davon profitiert. Und für uns ist es so viel entspannter“, sagt Vera Pönitzsch, Auszubildende in der Tischlerei Klebe. Als Frau ist sie in ihrer Brache zwar noch in der Minderheit, ihren Traumberuf scheint die 18-jährige aber gefunden zu haben: „Das schönste Geschenk zu meinem 14. Geburtstag war, dass ich das Werkzeug meines Vaters benutzen durfte.“
Auch die Kunden sind hochzufrieden mit den Hand-in-Hand-Werkern. Für die Außenstelle des Berufsförderungswerks Würzburg in Hannover organisieren sie den kompletten Umzug in die Bleekstraße und sanieren dort die Räume und sanitären Anlagen. „Wir mussten nicht ständig dabei sein und konnten uns in der gleichen Zeit um andere Dinge kümmern“, lobt Daniela Reinhardt (35), die die Außenstelle leitet. Maler, Klempner, Fliesenleger, Tischler und Elektriker – diese Hand-in-Hand-Werker haben Herbert Langes (71) Bäder aufwändig saniert. „Am Anfang gab es einen Termin, bei dem alle beteiligten Handwerker mit dabei waren, danach hatten wir nur noch einen einzigen Ansprechpartner, der sich um alles gekümmert hat“, freut sich der Hausherr. Koordinationsaufwand? „Gar keiner!“ So schön kann Umbau sein.
Der Elektriker: Elektromeister Michael Butzkies (45) macht erst seit einem Jahr bei den Hand-in-Hand-Werkern mit. Dennoch ist er überzeugt von dem Projekt: „Ich habe nur gute Erfahrungen gemacht:“
Der Malermeister: Der Betrieb von Thomas Grieß (41) ist schon seit Beginn dabei. Der Malermeister sagt: „Vertrauen spielt eine ganz große Rolle:“
Der Maler: Michael Elsholtz (40) arbeitet schon lange für das Team der Hand-in-Hand-Werker. Er sagt: „Die Zusammenarbeit klappt hervorragend.“
Der Tischler: Ralf Klebe (49) ist Geschäftsführer der Hand-in-Hand-Werker. Er sagt: „Wenn wir renovieren, kann man beruhigt in den Urlaub fahren. Wir sorgen sogar dafür, dass die Blumen gegossen werden.“
Der Fliesenleger: Werner Lanz (61) ist bei den Hand-in-Hand-Werkern für das Fliesenlegen zuständig. Er sagt: „Wenn einer von uns keine gute Arbeit macht, dann gibt es was auf die Finger.“
Die Auszubildende: Vera Pönitzsch (18) macht eine Tischlerlehre. Sie sagt: „Das schönste Geschenk zu meinem 14. Geburtstag war, dass ich ab diesem Tag das Werkzeug meines Vaters benutzen durfte.“
Diese Firma ist…
…innovativ (4 von 5 Sternen): Nur ein Ansprechpartner bei der Planung einer Bau- oder Renovierungsmaßnahme, Termintreue und deutlich weniger Stress? Davon träumen Bauherren! Der Kundennutzen des Hand-in-Hand-Werker-Konzeptes ist enorm.
…kollegial: (5 von 5 Sternen): Viele Köche verderben zwar manchmal, aber nicht immer den Brei. In diesem Fall klappt die Zusammenarbeit zwischen den vielen beteiligten Firmen offenbar hervorragend, das Vertrauen ist groß.
…erfolgreich (4 von 5 Sternen): 300 Stammkunden haben die Hand-in-Hand-Werker bereits. Sowohl die Kunden als auch die beteiligten Unternehmen profitieren von dem Zusammenschluss.
Die Zahlen
500 Jahre Erfahrung haben die Betriebe, die den harten Kern der Hand-in-Hand-Werker bilden. Die größte Tradition hat die Tischlerei Klebe. Sie ist 111 Jahre alt und wird in der vierten Generation geführt.
100 Mitarbeiter haben die Betriebe zusammen, die regelmäßig für die Hand-in-Hand-Werker arbeiten. Mini-Betriebe mit nur einem oder zwei Mitarbeitern sind im Kerngeschäft nicht dabei, da sie nicht flexibel genug auf zusätzliche Aufträge reagieren können.
300 Stammkunden haben die Hand-in-Hand-Werker, die regelmäßig Sanierungen und Renovierungen von dem Firmen-Zusammenschluss durchführen lassen. Sie schätzen den geringen Planungsaufwand.
1 Woche dauert es in der Regel maximal, bis ein Kunde ein komplettes Angebot der Hand-in-Hand-Werker vorliegen hat. Zügige Abwicklung der Aufträge ist eine Stärke des Firmenverbundes
NP-Interview
Malermeister Thomas Grieß (41) ist mit seinem Familienbetrieb schon lange bei den Hand-in-Hand-Werkern dabei.
Was ist das Besondere am Hand-in-Hand-Werker-Konzept? „Wir stimmen unsere Arbeit genau aufeinander ab. Dadurch vermeiden wir es, dass Arbeiten doppelt gemacht werden oder nicht in der optimalen Reihenfolge durchgeführt werden. Unser Unternehmen ist schon seit Beginn dabei, die meisten anderen auch schon sehr lange. Dadurch weiß man natürlich genau, mit wem man es zu tun hat. Das ist wirklich ein ganz großer Vorteil.“
Welche Rolle spielt das gegenseitige Vertrauen? „Eine ganz große. Wenn das, was einer macht nicht Hand und Fuß hat, dann stehen am Ende alle dafür gerade. Deshalb müssen wir auch alle möglichst gute Arbeit abliefern. Auch die Preise müssen natürlich in Ordnung sein. Wenn unser Gesamtangebot nicht stimmt, weil ein oder zwei von uns zu hohe Preise für ihre Arbeit verlangen, dann können wir mit den Hand-in-Hand-Werkern nicht am Markt bestehen.“
Was muss ein Unternehmen eigentlich mitbringen, damit es bei dem Projekt mitmachen darf? „Alle, die mitmachen sind Familienbetriebe mit viel Erfahrung. Das ist grundsätzlich natürlich nicht direkt ein Kriterium, aber es ist doch so, dass solche Unternehmen in der Regel sehr verlässlich sind und sich über die Jahre enormes Wissen angeeignet haben. Man muss auch bereit sein, mal über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und Rücksicht auf andere zu nehmen.“
Hoch hinaus: Dirk Hogrefe (42) befördert mit seinem Kran Schweißbahnen zur Dachabdeckung auf eine Fabrikhalle. Der Mit-Geschäftsführer der Zimmerei und Dachdeckerei Compact arbeitet lieber draußen als am Schreibtisch.
Mit Sorgfalt: Elektromeister Michael Butzkies (45) befestigt eine Lampe in einem Treppenflur. Dank der guten Absprachen haben die anderen Hand-in-Hand-Werker-Betriebe immer rechtzeitig Strom für ihre Maschinen.
Mit Präzision: die Auszubildende Vera Pönitzsch (18) bohrt mehrere Löcher in Fußleisten, die später in einem von den Hand-in-Hand-Werkern betreuten Haus angebracht werden sollen.
Neue Presse, 6. Mai 2010 – Christian Bohnenkamp